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Ratgeber: Vorsicht beim Gebrauchtwagenkauf - Alle Informationen hinterfragen

3. August 2015, 14:30 Uhr
Hanne Lübbehüsen/SP-X
Eine umfassende Probefahrt ist eine wichtige Voraussetzung, um die Qualität eines Gebrauchtwagens richtig einschätzen zu können. Daneben gibt es weitere Punkte, die auch Laien überprüfen können.

Der Gebrauchtwagenmarkt floriert. Im ersten Halbjahr 2015 registrierte das Kraftfahrt-Bundesamt gut fünf Prozent mehr Besitzumschreibungen als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres. Vor allem auf dem Privatmarkt ist das Angebot groß. Weil Neuwagenkäufer beim Händler die hohen Rabatte, die es derzeit auf viele neue Autos gibt, oft nur heraushandeln können, wenn der Händler den Gebrauchten nicht in Zahlung nehmen muss, versuchen viele ihren Gebrauchtwagen zuvor privat zu veräußern. Wer den Kauf eines Fahrzeugs aus Vorbesitz plant, sollte sich jetzt auf die Suche machen, empfiehlt der TÜV Süd - aber nicht, ohne ein paar Grundregeln zu beachten.

Bei der Suche nach einem Fahrzeug bieten Gebrauchtwagenbörsen im Internet einen guten Überblick über Angebot und Preise. Für Fahrzeuge im unteren Preissegment sind Inserate in regionalen Zeitungen oder lokalen Anzeigenblätter häufig vielversprechend. Auch Kleinanzeigen in regionalen Internetbörsen lohnen eine Überprüfung. Eine gute Adresse kann der Autohändler vor Ort sein, der sich mit einem guten Gebrauchtwagen Neukunden aus seinem Einzugsbereich erhofft, die er langfristig binden kann. Mehrere hundert Kilometer weit für ein günstiges Angebot zu fahren, lohnt sich meistens nur für Autos der oberen Klassen, so der TÜV Süd.

Dass man das ins Auge gefasste Fahrzeug vor dem Kauf Probe fährt, versteht sich von selbst. Vor der Besichtigung sollte der Interessent die im Inserat genannten Angaben hinterfragen, beispielsweise die Aussage ,,alle KD": Das bedeutet so viel wie ,,Alle Kundendienste sind regelmäßig durchgeführt worden" - hier ist aber nur das lückenlos ausgefüllte Serviceheft aussagekräftig. Danach sollte man fragen, ebenso wie nach dem letzten HU-Prüfbericht, der ohnehin für die Zulassung benötigt wird. Dort können auch Mängel aufgeführt sein.

Bereits am Telefon sollte man auch nach Vorschäden und Unfällen fragen. Weicht der Verkäufer aus, lässt man besser die Finger von dem Wagen. In den Vertrag nimmt man laut TÜV Süd am besten die Formulierungen ,,Unfallfreiheit" und ,,ohne Vorbeschädigungen durch Unfall oder sonstige Beschädigungen" auf. Der Hinweis ,,ohne erkennbare Unfallschäden" reicht nicht aus. Bei Vorschäden lässt man sich die Reparaturbelege aushändigen, für den späteren Wiederverkauf.

Kommt es zur Besichtigung, sollte man immer eine zweite Person mitnehmen - am besten einen Fachmann. Auf Nummer Sicher gehen kann man mit einem Gebrauchtwagen-Check, den Prüforganisationen wie TÜV, Dekra oder KÜS gegen einen geringen Geldbetrag anbieten. Zudem sollte man das Fahrzeug immer tagsüber bei gutem Wetter und unter freiem Himmel anschauen, niemals bei Regen. Der TÜV empfiehlt, zunächst die Fahrgestellnummer (findet sich beispielweise hinter der Windschutzscheibe, im Motorraum oder im Blech unter dem Teppich auf der Beifahrerseite eingestanzt) mit den Papieren zu vergleichen.

Korrosionsschäden kann man mit einer Überprüfung der Kotflügel, der Kanten und Falze an Türen, der Türschweller, der Bodenbleche im Innenraum, der oberen  Aufhängung der Federbeine und des Unterbodens entlarven. Ungleichmäßige Spaltmaße von Türen, Kofferraumklappe und Motorhaube geben Hinweise auf einen möglichen Unfall. Im Motorraum sind der Zustand der Schläuche und der Stand der Flüssigkeiten (Öl, Kühlmittel, Bremse) als Gradmesser für Pflege. Weißer Schaum am Öldeckel oder Ölmessstab deuten auf einen Defekt der Zylinderkopfdichtung hin. Ein unregelmäßig abgefahrenes Profil der Reifen kann Schäden am Fahrwerk signalisieren. Risse und Schramme in den Felgen zeugen von Randstein-Treffern - ebenfalls dem Fahrwerk nicht zuträglich.

Der Zustand des Autos muss zum Kilometerstand passen: Stark verschlissene Pedalgummis, Lenkrad oder Türgriffe geben meist einen Hinweis auf eine hohe Laufleistung. Aus einem regelmäßig aktualisierten Serviceheft kann man erkennen, ob der Kilometerstand stimmt. Die Vertragsangabe ,,Gesamtfahrleistung entspricht dem Kilometerstand laut Tacho" ist besser als ,,abgelesener Km-Stand laut Tacho".

Während der Probefahrt für Ruhe sorgen, um untypische Geräusche zu erkennen. Alle Funktionen wie Beleuchtung, Scheibenwischer, Heizung kurz überprüfen. Auch sollte man kontrollieren, ob Extras wie Klimaanlage oder Schiebedach einwandfrei arbeiten, hier lauern teure Reparaturen. Mehrmals hintereinander sollte man eine Bremsprobe durchführen: Die Fußbremse muss gleichmäßig und kräftig zupacken, das Bremspedal darf nicht pulsieren. Die Kupplung muss ohne Ruckeln oder Durchrutschen ihren Dienst tun, die Gänge sollten sich ohne Hakeleien einlegen lassen, das Lenkrad darf bei schnellerer Fahrt nicht anfangen zu flattern.

Der Artikel "Ratgeber: Vorsicht beim Gebrauchtwagenkauf - Alle Informationen hinterfragen" wurde am 03.08.2015 in der Kategorie News von Hanne Lübbehüsen/SP-X mit den Stichwörtern Ratgeber: Vorsicht beim Gebrauchtwagenkauf, News, veröffentlicht.

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