Motorsport

Abt Schaeffler FE01: Lautlos geht die Post ab

31. Juli 2015, 14:11 Uhr
Ralf Loweg (vm)
Die Welt des Motorsports steht niemals still: Eine Vorreiterrolle spielt die Formel E, die erste Rennserie mit rein elektrisch angetriebenen Boliden. Die lautlosen Stromer haben derzeit zwar Sommerpause, doch im Verborgenen wird schon fleißig an den neuen Rennautos gearbeitet.

Alternative Antriebe, Energie-Rückgewinnung und die richtige Reifen-Strategie: Die Welt des Motorsports steht niemals still und sucht ständig nach neuen Konzepten für die Zukunft. Es geht darum, technische Innovationen im Wettbewerb auf der Rennstrecke auszuprobieren. Dieser Härtetest entscheidet dann oft darüber, was Einzug in die Serienproduktion halten kann. Eine wichtige Vorreiterrolle spielt die Formel E, die weltweit erste Rennserie mit rein elektrisch angetriebenen Boliden. Die lautlosen Stromer haben derzeit zwar Sommerpause, doch im Verborgenen wird schon fleißig an den neuen Rennautos gearbeitet. Die Zeit drängt: Im Oktober fällt der Startschuss für die zweite Saison, die wie bei der Premiere im vergangenen Jahr erneut in Chinas Hauptstadt Peking beginnt.

Die Anschubhilfe aus dem Rennsport hat die E-Mobilität im Reich der Mitte auch bitter nötig. Denn trotz Smog und staatlicher Subventionen läuft das Geschäft mit den Elektroautos nur schleppend. Das ehrgeizige Ziel der Regierung von 500.000 E-Fahrzeugen bis zum Jahr 2016 wird verfehlt. Derzeit werden in China nur einige 10.000 Elektroautos pro Jahr verkauft. Die Autobauer machen dafür vor allem die mangelnde Infrastruktur verantwortlich; so fehlt es überall an den notwendigen "Strom-Tankstellen". Marktführer ist übrigens der chinesische Hersteller BYD, der 2014 gerade einmal 18.648 E-Fahrzeuge verkaufte.

Ob die Formel E an dieser Situation so schnell etwas ändern kann, steht in den Sternen. Doch Teamchef Hans-Jürgen Abt glaubt fest daran. Für ihn ist die Rennserie ein Erfolgsmodell. Gerne verweist er auf die Zahlen: Insgesamt wurden in der ersten Saison im Fernsehen weltweit rund 6.700 Stunden über die Formel E berichtet, knapp 190 Millionen Menschen haben die Sendungen verfolgt. Und von diesen Superlativen gäbe es noch eine ganze Menge, betont Abt: "Mich freuen aber auch andere Dinge: Der Motorsport hat es mit einer Reportage zur Formel E zum ersten Mal in das Greenpeace-Magazin geschafft - und zwar sogar auf den Titel", sagt der Teamchef voller Stolz: "Wir erreichen mit unserem Thema völlig neue Zielgruppen."

Aber ohne Partner wie der Zulieferer Schaeffler würde auch das Abt-Team im Regen stehen. Das weiß der Teamchef: "Unseren Partnern gebührt ein riesiges Dankeschön. Sie haben großen Mut bewiesen, schließlich war die Premieren-Saison der Formel E für alle Beteiligten ein großes Abenteuer." Aber alle hätten das Thema Formel E "gelebt". Und das mache schon jetzt Lust auf die nächsten Jahre. Allein die Formulierung zeigt, dass die neue Rennserie keine Eintagsfliege ist. Und deshalb werden die Teams und ihre Partner bei der Entwicklung der neuen Rennautos noch stärker mit eingebunden.

Die sogenannte "Jungfernfahrt" hat der neue Renner des einzigen deutschen Teams in der Formel E erfolgreich absolviert. Und der Name des Rennautos steht auch schon fest: "Abt Schaeffler FE01". In Ungarn und in Süddeutschland haben erste Testfahrten stattgefunden. "Natürlich ist es immer ein ganz besonderer Moment, wenn ein neuer Rennwagen seine ersten Meter absolviert", sagt Teamchef Abt. Aber man sehe auch, wie viel Arbeit in den nächsten Wochen noch vor dem Team liege: "Die ganze Mannschaft gibt ihr Bestes, damit wir im Oktober in Peking bestmöglich aufgestellt sind."

Einen Ritterschlag hat die Formel E jetzt von der höchsten Stelle des Motorsports erhalten. Denn Jean Todt, der mächtige Präsident des Automobil-Weltverbandes (FIA), bescheinigte der neuen Rennserie schon jetzt eine ganz eigene Identität. Die Formel E sei eine äußerst freundliche, von den Kosten erschwingliche und zugängliche Rennserie, lobt der Franzose: "Viele Menschen vergleichen sie mit anderen Serien, aber da gibt es nichts zu vergleichen. Es ist einfach eine Rennserie mit ganz eigenem Charakter", sagte der FIA-Präsident dem Internetportal "Motorsport.com".

Und die Formel E geht bei der Wahl der Rennstrecken ganz neue Wege. So soll nun n einer Umfrage die Meinung der Londoner Bevölkerung zum künftigen Schauplatz der Formel E eingeholt werden. Danach sollen diese Daten analysiert und eine Entscheidung getroffen werden, ob der "Battersea Park" in der englischen Metropole weiter Austragungsort der Formel E bleibt. So etwas wäre in der Formel-1-Weltmeisterschaft völlig undenkbar. Man stelle sich dabei nur einmal den Gesichtsausdruck von Mister Bernie Ecclestone vor. Der mächtige Formel-1-Promotor hört bei der Vergabe der Rennstrecken seit jeher nur auf seinen Geldbeutel.

Ralf Loweg

Der Artikel "Abt Schaeffler FE01: Lautlos geht die Post ab " wurde am 31.07.2015 in der Kategorie News von Ralf Loweg (vm) mit den Stichwörtern Motorsport, Elektroauto, Rennwagen, News, veröffentlicht.

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