Selbstfahrendes-Automobil

Shanghai-Test: Selbstfahrendes Stop-and-Go-Auto

26. Mai 2015, 15:48 Uhr
Uwe Schmidt-Kasparek (vm)
Das erste selbstfahrende Auto weltweit könnte in Deutschland zugelassen werden. Voraussetzung ist, dass Deutschland schnell genug die rechtlichen Rahmenbedingungen schafft. Andernfalls könnte die USA den Zuschlag bekommen.


Das erste selbstfahrende Auto weltweit könnte in Deutschland zugelassen werden. Voraussetzung ist, dass Deutschland schnell genug die rechtlichen Rahmenbedingungen schafft. Andernfalls könnte die USA den Zuschlag bekommen. Das ist das Fazit, das Prof. Ulrich Hackenberg, Vorstand für Technische Entwicklung bei der Audi AG, nach einem Test einee selbstfahrenden Oberklassen-Limousine A7 in Shanghai zog.

Auf einer Acht-Kilometer-Strecke hat Audi anlässlich der ersten asiatischen Consumer Electronics Show (CES) auf einer Autobahn der chinesischen Millionenstadt bewiesen, dass die autonome Fahrtechnik unter schwierigen Straßenverhältnissen praxistauglich ist. Mit zwei vorausfahrenden Fahrzeugen wurde auf einer innerstädtischen Autobahn nahe der legendären Uferpromenade Bund am westlichen Ufer des Huangpu-Flusses eine Staufahrt simuliert. Dabei wurde nicht schneller als 60 Kilometer gefahren.

Sobald der A7 die Autobahn "erkannt" hat, übernimmt der "Autopilot" selbstständig das Steuer und kann das Fahrzeug im Stop-and-Go-Verkehr im Geschwindigkeitsbereich von null bis 60 km/h bewegen. Wie schwierig die Verhältnisse auf chinesischen Autobahnen sind, zeigte ein Test, bei dem das Fahrzeug kurzfristig die Kontrolle zurück an den Fahrer gab. Der Grund: Der Wagen konnte einen Teil der Autobahn nicht identifizieren. Daher geht Audi davon aus, dass das erste autonome Stop-and-Go-Auto in einem Land mit einer besonders geordneten Verkehrsumgebung - wie eben in Deutschland oder den USA - zuerst in den Einsatz kommt.

Trotzdem gibt es auch in China ein großes Interesse an der Technik, denn die Einwohner bewegen sich in den Megastädten wie Shanghai, Chengdu oder Peking täglich meist bis zu zwei Stunden im Rückstau. Eine Fahrt "direkt" im chaotischen innerstädtischen Verkehr, so die etwas vollmundige Ankündigung des Audi-Entwicklungschefs Ricky Hudi, ist auch in naher Zukunft Utopie.

So benötigt das Audi-System, das mit Radar und Kameras die Umwelt beobachtet, mindestens zehn Sekunden, bis der Fahrer bei ungewöhnlichen Ereignissen die Kontrolle zurück erhält. Das dürfte in chinesischen Städten, in denen sich ständig hupende Fahrer ihren Weg durch das Verkehrsgewimmel bannen und selbst Zebra-Streifen oder Verkehrsampel als "lockere Empfehlung" betrachten, viel zu lange sein.

Richtig ist jedoch die Aussage, dass das autonome Fahren, dort wo es möglich ist, die Fahrer deutlich vom täglichen Staustress befreit. "Damit gibt es mehr Sicherheit und im Stop-and-Go-Verkehr auch deutlich mehr Komfort", so Audi-Vertriebschef Luca de Meo. Das erste serienmäßige alleinfahrende Stop-and-Go könnte ein Luxus-Fahrzeug der A8-Klasse sein. Befürchtungen chinesischer Journalisten, dass unaufmerksame Fahrer einen Unfall erleiden, versuchen die Experten mit dem Hinweis zu zerstreuen, dass ein Notprogramm das Fahrzeug sicher am Straßenrand zum Stehen bringen könnte.

Audi möchte das sogenannte "pilotierte Fahren" bereits in zwei Jahren zur Serienreife bringen. Anlässlich der CES Asia wurde mit dem "Audi R8 e-tron piloted driving" eine rein elektrisch angetriebene Technikstudie vorgestellt. Das Sportfahrzeug kann mit einer Batterieladung bis zu 450 Kilometer weit fahren.

Uwe Schmidt-Kasparek

Der Artikel "Shanghai-Test: Selbstfahrendes Stop-and-Go-Auto" wurde am 26.05.2015 in der Kategorie News von Uwe Schmidt-Kasparek (vm) mit den Stichwörtern Selbstfahrendes-Automobil, Test, News, veröffentlicht.

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