Produktion

Audi China: Absatz rauf, Verbrauch runter

26. Mai 2015, 11:15 Uhr
Michael Specht (vm)
Audi ist größter Premium-Autobauer in China, muss sich aber neuen Herausforderungen stellen. Die Regierung zwingt zu immer sparsameren Autos.


Audi ist größter Premium-Autobauer in China, muss sich aber neuen Herausforderungen stellen. Die Regierung zwingt zu immer sparsameren Autos. Als vor 27 Jahren Audi in China sein erstes Auto verkauft hatte, bestimmten das Verkehrsgeschehen noch weitestgehend Fahrräder und ein paar schwarze Regierungs-Limousinen. Dieser Tage lässt ein chinesischer Kunde das dreimillionste Audi-Fahrzeug zu.

"Die Absatzentwicklung ist jedoch nicht in einer geraden Linie verlaufen", sagt Audis heutiger China-Chef Dietmar Voggenreiter. "Erst nach 22 Jahren haben wir die erste Million überschritten, für die zweite brauchte es dann nur noch 33 Monate und die dritte fällt jetzt nach 22 Monaten. Die vierte dürfte vermutlich nach weniger als 20 Monaten abgehakt sein. Allein 2015 wird Audi weit über 600 000 Autos in China verkaufen, so viele wie nie zuvor. Kein anderer deutscher Premium-Hersteller hält hier mit.

Mehr als eine halbe Million davon stammt aus lokaler Produktion und macht Audi zusätzlich zum größten ausländischen Premium-Autobauer auf chinesischem Boden. Im Norden, in Changchun, laufen über das Joint Venture FAW-Volkswagen die Mittelklasse-Limousinen A6 L, der A4 L sowie die beiden SUV Q5 und Q3 vom Band. Im südlich gelegenen Foshan werden ebenfalls über FAW-Volkswagen die Kompakt-Modelle A3 Sportback und A3 Limousine gebaut.

Dietmar Voggenreiter ist sich sicher, dass der chinesische Premium-Markt auch weiterhin auf gesunden Beinen steht. "Bis 2025 wird in China die Mittelschicht von jetzt 300 Millionen Menschen auf dann 400 Millionen wachsen. Die Kaufkraft wird dann größer als in den USA sein", sagt der Manager. Schon in fünf Jahren sieht Audi den Marktanteil von Premium-Fahrzeugen von jetzt neun Prozent auf dann 15 Prozent steigen, so hoch wie er heute in Deutschland ist. Hauptgrund: Immer mehr Chinesen kaufen Premium-Modelle auch in der Kompakt-Klasse.

Audi bietet daher auch den A1 in China an. Durch die Importsteuer ist der Kleinwagen jedoch fast genauso teuer wie ein im Land produzierter A3. Lag bei den Kompakten der Anteil an Premium-Modellen 2009 noch bei bescheidenen zwei Prozent, so sind es heute bereits 15 Prozent. Davon wiederum ist jedes vierte Modell ein Audi. Erstmals überhaupt hat Audi von Januar bis April 2015 mehr Kompaktwagen in China verkauft als in Deutschland. Steil nach oben zeigt die Kurve auch bei den SUV, mittlerweile das in China am stärksten wachsende Segment. 38 Prozent aller neu zugelassenen SUV tragen die vier Ringe im Grill. 2008 waren es nur 18 Prozent.

Der hohe SUV-Anteil könnte den Ingolstädtern allerdings Probleme in Sachen Flottenverbrauch bereiten. Auch China setzt strenge Verbrauchsmarken und damit die Hersteller unter Druck. Für 2020 gilt der Richtwert von durchschnittlich nur noch fünf Liter je 100 Kilometer. Audis Flottenverbrauch liegt derzeit bei etwas über sechs Liter. "2025 könnte die chinesische Regierung diesen Wert sogar auf vier Liter herabsetzen", befürchtet Michael Renz. Doch Audis Vertriebschef in China ist zuversichtlich, auch diese Hürden zu nehmen. Selbst ohne Diesel-Mix, weil Selbstzünder im Pkw von den Chinesen nicht gekauft und somit von den Herstellern auch nicht angeboten werden.

Die derzeit favorisierte Lösung heißt daher Elektrifizierung. Zumal diese vom Staat gefördert wird. Bei reinen Batterie-Elektrofahrzeugen, sie laufen in China unter dem Kürzel NEV (New Electric Vehicle), kann dies dem Kunden bereits im Kompaktsegment Kosten von bis zu 15 000 Euro sparen. Vorausgesetzt, das NEV wurde in China gebaut. Doch damit kann Audi erst im kommenden Jahr dienen. Um dann aber beim Flottenverbrauch einen wirkungsvollen Schritt nach unten zu machen, braucht es Volumen.

"Wir haben uns daher für unseren Bestseller, den A6 L entschieden", sagt Marketing-Profi Renz. Von diesem Modell verkauft Audi jährlich rund 160 000 Einheiten. Als Plug-in-Hybrid mit dem Zusatznahmen "e-tron" wird die Business-Limousine ab Sommer 2015 in Changchun vom Band rollen. Der Verbrauch beträgt wenig mehr als zwei Liter. Und weil die elektrische Reichweite bei über 50 Kilometern liegt, gilt der A6 L e-tron nach chinesischer Auslegung sogar als NEV. "Der Käufer kommt damit in den Genuss aller Zuschüsse und Vergünstigungen", so Renz.

Anders ist dies beim A3 e-tron. Das Kompakt-Modell ist zwar auch ein Plug-in-Hybrid, doch wird er importiert und fällt nicht unter die NEV-Regelung. Mit diesem Problem haben auch andere Hersteller zu kämpfen, die Plug-in-Hybride nach China bringen. Bei Audi glaubt man aber, dass die Regierung schon bald neue Voraussetzungen schafft. Michael Renz: "Das kann hier manchmal sehr schnell gehen."

Michael Specht

Der Artikel "Audi China: Absatz rauf, Verbrauch runter" wurde am 26.05.2015 in der Kategorie News von Michael Specht (vm) mit den Stichwörtern Pkw, Produktion, Verbrauch, Hybrid-Fahrzeug, News, veröffentlicht.

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