Online-Anbindung

Audi auf der CES in Shanghai: China mobile

26. Mai 2015, 10:41 Uhr
Michael Specht (vm)
Als erster Hersteller holt Audi in China die digitale Welt ins Auto. Ein geschickter Schachzug. Denn die Kunden im Reich der Mitte sind weltweit die jüngsten.


Ein 28-Jähriger kauft einen neuen Audi A8: In Deutschland wäre dies außergewöhnlich. "In China ist das normal" sagt Michael Renz, Vertriebschef von Audi China. "Das Durchschnittsalter unserer Kunden liegt bei 36 Jahren, in Europa sind es 53 Jahre, in den USA 51 Jahre." Dieser recht hohe Altersunterschied stellt nicht nur den größten Premium-Anbieter Audi im Reich der Mitte vor besondere Herausforderungen. Das gleiche gilt für Mercedes, BMW und auch Volkswagen.

China ist für alle zum wichtigsten Automarkt geworden. Wer hier weiterhin gut verkaufen will, muss sich den Trends rund um den digitalen Lifestyle der weltweit jüngsten Kundengruppe stellen. Die ist überwiegend mit Smartphone und Laptop aufgewachsen. Die Kunden wollen möglichst an jedem Ort mit der digitalen Welt verbunden sein, zu Hause, im Café und natürlich auch im Auto.

Doch hier steckt die Kommunikations-Technik noch in den Kinderschuhen. Apps, die in Deutschland funktionieren, laufen in China nicht. Das Kartenmaterial kommt nicht von Google. Und die Autohersteller wissen: Eine gute Vernetzung und eine bequeme wie problemlose Anbindung des Smartphones können für eine junge Klientel kaufentscheidend sein.

Audi, das zeigten die Ingolstädter auf der erstmals in China stattfindenden Consumer Electronic Show (CES) in Shanghai, macht die Vernetzung nun zur Chefsache. "Auch in China möchten die Menschen künftig vom Cockpit aus ihr Leben und Arbeiten steuern", so Audi-Vorstandschef Rupert Stadler. Zusammen mit dem chinesischen Partner Huawei hat man ein spezielles LTE-Modul - kaum größer als eine Streichholzschachtel - entwickelt und bietet damit den aktuell schnellsten Weg ins Internet.

Beifahrer können so ihre mobilen Geräte beispielsweise an einem WLAN-Hotspot koppeln. Zudem kommen für China maßgeschneiderte Online-Dienste ins Auto. Baidu, so etwas Ähnliches wie Google, steuert den Web-Browser und liefert die passenden Apps. Die chinesische Suchmaschine gehört mittlerweile zu den fünf weltweit am häufigsten aufgerufenen Webseiten. Audi setzt zudem darauf, dass die Apps von "Baidu CarLife" mit beiden Smartphone-Systemen arbeiten, sowohl mit Android als auch mit iOS (Apple). Das digitale Kartenmaterial für das Navigationssystem kommt von AutoNavi.

Seinen "Vorsprung durch Technik" (Eigenwerbung) will die Ingolstädter Premiummarke ebenso mit dem pilotierten Fahren unter Beweis stellen. Nach Shanghai brachte Audi einen speziell präparierten A7 Sportback mit. Das Coupé ist in bestückt mit 3D-Kamera, Laser, Ultraschall sowie Nah- und Fernradar, also allem, was heute irgendwie die Umwelt erfassen kann. Damit ist der A7 in der Lage, auf der Autobahn bis zu einer Geschwindigkeit von 60 km/h - dem oft typischen Kolonnenverkehr - autonom unterwegs zu sein.

Der wesentliche Unterschied zum bereits käuflichen Stauassistenten (Abstandsradar mit Spurhaltung): Der Fahrer kann die Hände vom Lenkrad nehmen. In Chinas Mega-City funktioniert das perfekt. Erst als der Kurvenradius am Ende der Strecke zu eng wird, übergibt das System mittels Warnton und Anzeige im Display zurück an den Fahrer. "Wir werden das pilotierte Fahren Schritt für Schritt in die Serie einführen", sagt der zuständige Entwickler Björn Giesler.

Schon 2017 soll die dann nächste Generation des A8, als erstes Serienfahrzeug überhaupt, über den Staupiloten verfügen. Zunächst allerdings in den USA. Dort erlaubt es das Gesetz. In Europa aber gilt nach wie vor die "Wiener Übereinkunft". Nach dieser muss der Fahrer "jederzeit in der Lage sein, sein Fahrzeug zu kontrollieren". Dies muss jedoch nicht heißen, unbedingt die Hände am Lenkrad zu haben. Eine juristische Auslegungssache. Giesler ist daher zuversichtlich, dass es hier demnächst eine gesetzliche Anpassung geben könnte und damit der Weg zum vollautomatisierten Fahren frei werden würde.

Michael Specht

Der Artikel "Audi auf der CES in Shanghai: China mobile" wurde am 26.05.2015 in der Kategorie News von Michael Specht (vm) mit den Stichwörtern Pkw, Online-Anbindung, App, Selbstfahrendes-Automobil, News, veröffentlicht.

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