Neuheit

Opel Astra: Erlkönig für Jedermann

21. Mai 2015, 15:17 Uhr
Maximilian Keller (vm)
Kein Modell ist für Opel so wichtig wie der neue Astra. Für die kommende Internationale Automobilausstellung in Frankfurt (17. Bis 27. September) planen die Rüsselsheimer die Premiere der nächsten Generation des Kompakten. Um den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten, rückt der Hersteller seine Neuheit des Jahres häppchenweise ins Licht der Öffentlichkeit. Mit offiziellen Erlkönig-Fotos und Geschichten beispielsweise.

Kein Modell ist für Opel so wichtig wie der neue Astra. Für die kommende Internationale Automobilausstellung in Frankfurt (17. Bis 27. September) planen die Rüsselsheimer die Premiere der nächsten Generation des Kompakten. Um den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten, rückt der Hersteller seine Neuheit des Jahres häppchenweise ins Licht der Öffentlichkeit; mit offiziellen Erlkönig-Fotos und Geschichten beispielsweise.

"Cube" nennt Opel das Muster für die aktuelle Folie, die die Konturen des neuen Astra auf seinen Testfahrten so unkenntlich machen sollen, dass selbst die Schnappschüsse professioneller Erlkönigjäger und Smartphone-Passanten den Neuling nicht identifizieren können. Das Konzept vom Täuschen und Tarnen ist allen Herstellern vertraut. Es geht dabei um viel Geld. Ist der Neue zu früh zu identifizieren, sinkt das Interesse am aktuellen Modell. Welcher Kunde stürmt schon begeistert das Autohaus, wenn er weiß, dass er spätestens in zwölf bis 18 Monaten ein altes Auto fährt?

Beim Astra dreht Opel nun den Spieß um. Die Rüsselsheimer folgen dem nervigen Trend der Branche, wichtige Neuheiten mit wohldosierter Geheimniskrämerei anzukündigen. Nach ersten offiziellen Ausfahrten in getarnten Modellen fürs Fachpublikum ist klar, wie sehr der Hersteller unter Druck steht. Floppt der neue Astra, wird die Luft in Rüsselsheim dünn. Opels Bestseller orientiert sich traditionell an dem Marktführer VW Golf aus Wolfsburg. Das war schon 1961 mit dem ersten Kadett so, der gegen den Käfer ins Feld zog und setzte sich ab 1974 mit der Dauer-Rivalität zwischen Kadett und VW Golf fort.

Nun startet der Astra den vierten Anlauf mit der Ablösung der seit 2009 gebauten dritten Generation. Die Entwickler durften bei der Entwicklung quasi mit dem sprichwörtlichen weißen Blatt Papier beginnen. Die Schwerpunkte bildeten dabei die wesentlichen Kritikpunkte an der amtierenden Generation: zu hohes Gewicht, unzureichende Raumausnutzung und zu wenig technologische Führerschaft.

Der nächste Astra wird bei einer Länge von 4,37 Meter fünf Zentimeter kürzer. Sogar der Radstand schrumpft um 23 Millimeter auf 2 662 Millimeter. Trotzdem wächst das Platzangebot im Innenraum. Auf jeden Fall sitzen Fahrer und Beifahrer fürstlich, nicht zuletzt dank eines einfachen Tricks: verlängerte Sitzschienen. Auch im Fond reisen nun Passagiere wie in der ersten Reihe.

Je nach Karosserievarianten und Modellversion wiegt der aktuelle Astra zwischen 1 373 Kilo und 1 613 Kilo. Und damit zu viel. Alleine die Konstruktion der neuen Plattform senkt das Leergewicht grundsätzlich um 50 Kilo. Das neue Fahrwerk und die künftige Abgasanlage bringen einschließlich zahlreicher Detailmodifikation weitere 70 Kilo Ersparnis. Je nach Motor- und Getriebekombination kommen bis zu 200 Kilo Mindergewicht zusammen. Was sich nicht nur positiv auf Fahreigenschaften und Agilität auswirkt, sondern auch Verbrauch und damit CO2-Emissionen senkt. Als Faustregel gilt: Rund 0,3 Liter Minderverbrauch pro 100 Kilo Gewichtsminderung.

Auch bei der Antriebstechnik geht Opel neue Wege und folgt dem Trend der Branche zum Downsizing. Eine neue Generation von Dreizylinder-Benzinern mit einem Liter Hubraum kommt in drei Leistungsstufen: 70 kW/95 PS, 77 kW/105 PS und 85 kW/115 PS. Die Version mit 77 kW/105 PS begnügt sich mit einem Verbrauch von 4,8 Liter auf 100 Kilometer im Drittelmix und ermöglicht eine Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h.

Mit dem neuen Matrix-Licht setzt sich der neue Astra an die Spitze im Segment. Er arbeitet mit LED-Leuchtelementen und einer ausgeklügelten elektronischen Steuerung, die das Blenden des Gegenverkehrs ausschließt. Zahlreiche Bedienfunktionen übernimmt der zentrale Touchscreen. Neu ist zudem das Zentraldisplay zwischen den Rundinstrumenten. Bei der Connectivity des neuen Astra zieht Opel alle Register: vom hauseigenen On-Star-Dienst über CarPlay für Apple-Geräte bis zu MirrorLink als Android-Schnittstelle.

Die Zulassungsstatistik des Kraftfahrt-Bundesamtes in Flensburg formuliert klar und deutlich die wahre Herausforderung für den neuen Astra, wenn er ab Herbst zu Preisen ab etwa 17 500 Euro auf den Markt kommt. VW verkaufte in den ersten vier Monaten des Jahres von der seit 2012 amtierenden siebten Generation des Klassenprimus Golf 91 196 Exemplare. Der auslaufende Astra kam im gleichen Zeitraum auf lediglich 15 885 Einheiten. Angesichts 80,3 Prozent gewerbliche Zulassungen ein deutliches Indiz, dass ein großer Teil der Kadetten nur über Tageszulassungen mit entsprechenden Rabatten zum Dienst verpflichtet werden können.

Mit dem Täuschen und Tarnen ist es für den neuen Astra dann vorbei.

Maximilian Keller

Der Artikel "Opel Astra: Erlkönig für Jedermann" wurde am 21.05.2015 in der Kategorie News von Maximilian Keller (vm) mit den Stichwörtern Pkw, Neuheit, Test, Kleinwagen, News, veröffentlicht.

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