Tradition: 40 Jahre Volkswagen Polo (Typ 86/A01)

Tradition: 40 Jahre Volkswagen Polo (Typ 86/A01) - Vom Knauserer zum König der Kleinwagen

30. März 2015, 15:07 Uhr
Wolfram Nickel/SP-X
Vor 40 Jahren begann die Ära des VWPolo. Der Kleine mit Audi-DNA legte eine erstaunliche Karriere hin und schaffte es zum Wolfsburger Bestseller, der den bis dahin dominierenden französischen und italienischen Kleinwagenhersteller die Kunden abzog.

Mit einem hochmodernen Kleinwagen auf Audi-50-Basis wollte VW vor 40 Jahren das Konzernangebot komplettieren und den Käfer endgültig in den Ruhestand schicken. Während der Mini mit Audi-Ringen als ebenso schicker wie schneller feiner Kleiner sogar Mittelklassewagen vor sich hertrieb, sollte der nachgeborene Zwillingsbruder mit VW-Logo als asketischer Zwerg die sogenannten Blech-Ei- sprich Sparkäfer-Käufer für sich gewinnen.

Bevor jedoch des Polos erstaunliche Karriere zum Marktführer und Multi-Millionenerfolg Fahrt aufnahm, musste der kleinste Wolfsburger erst einmal seine anfängliche, übertriebene Knauserigkeit ablegen, dabei den Konzeptspender Audi 50 konsequent klonen und anschließend meucheln. Erst nach 1976 konnte der kleinste VW deshalb wie ein Großer neue Akzente setzten, mit sportlichem GT, Formel-E-Spritspartechnik und der Stufenheckversion Derby mit riesigem Rucksack.

Als Antriebskraft mussten 29 kW/40PS genügen, im Export waren es nur 25 kW/34 PS. Trotz allem blieb aber genügend technische DNA vom Audi 50 übrig, um dem Volkswagen in Vergleichen mit Wettbewerbern in verschiedenen Disziplinen einen Punktvorsprung zu sichern. Dies galt auch für den günstigen Einstiegspreis von 7.550 Mark, der Importfabrikate herausforderte und auf einem Niveau mit dem 44-PS-Käfer lag.

Tatsächlich konnte der Polo den Käfer aber nicht ersetzen, dies gelang erst dem größeren Golf. Daran änderten auch rasch nachgeschobene Polo-Sondermodelle wie Jeans (eine Reminiszenz an den Jeans-Käfer) und mit dem Audi 50 nahezu identische Ausstattungslinien (ab 1976) wenig.

Hinzugekommenen Rivalen musste der Polo nicht mehr fürchten, nachdem Wolfsburg seinem Kleinsten all die Goodies gönnte, die zuvor den Audi 50 auf einen Höhenflug geschickt hatten. Als aus dem armen Aschenputtel die glamouröse Polo-Prinzessin geworden war, konnte sich der kleine Volkswagen auch Experimente leisten, die weit in die Zukunft wiesen. Etwa die auf Effizienz getrimmte Formel-E-Spezifikation. Verbrauchsdisplay, Schaltanzeige und dadurch erzielte Verbrauchswerte, die deutlich unterhalb der DIN-Norm lagen, das war 1981 ebenso innovativ wie sensationell. Zumindest in der Theorie.

Denn im Alltag wollten die Autokäufer nur sparen, wenn der Spaß nicht auf der Strecke blieb. Was bei einem Viergang-Getriebe mit extra lang übersetztem größtem Gang zwangsläufig der Fall war. Da nützte es auch nichts, dass die 50-PS-Polo und Derby mit 5,1 Liter Benzin bei Tempo 90 auskamen und damit sogar den Golf Diesel unterboten. Formel E blieb ein Ladenhüter. Dann schon lieber einen 60-PS-Polo GT mit Spoiler und anderen Sportattributen kaufen, dachten die VW-Fans. Auch wenn dieser GT um fast ein Viertel teurer war als Wettbewerber wie der Fiat 127 Sport, die obendrein in der 75-PS-Liga spielten.

Billig musste der Ur-Polo am Ende seines Lebenswegs aber ohnehin nicht mehr sein. Er war ein Maßstab seiner Klasse geworden, der durch die Ende 1981 eingeführte zweite Polo-Generation noch höher gesetzt werden sollte. Mit kombiartigem Steilheck und kleinem Coupé schrieb der komplett erneuerte Polo ein frisches Kapitel Kleinwagengeschichte. Und verdrängte so allmählich den Vorgänger aus dem Straßenbild, zumal es diesem lange Zeit an effektiver Korrosionsvorsorge mangelte. Heute braucht es bereits viel Glück, einen der rund 300 überlebenden Polo-Pioniere zu sichten.

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