Pedelecs

Bosch blamiert sich mit dem Pedelec

5. März 2015, 15:27 Uhr
Ralf Loweg (vm)
Da hätte sich der renommierte Zulieferer Bosch lieber eine Scheibe von der Autoindustrie abschneiden sollen.

Da hätte sich der renommierte Zulieferer Bosch lieber eine Scheibe von der Autoindustrie abschneiden sollen. Obwohl bei den Bosch-Motoren der ersten Generation gravierende Probleme auftreten können, verzichtet der Konzern auf einen Rückruf. Schlimmer noch: Bosch tauscht die defekten Antriebe in einer sogenannten "Service-Aktion" erst aus, wenn die Störung bereits aufgetreten ist. Was sagt der Weltkonzern dazu? Bosch war zu einer Stellungnahme zu diesem brisanten Thema zunächst nicht bereit.

Was genau kann passieren? Beim Pedelec-Antrieb "Classic+ Line" kann der Tritt in die Pedale ins Leere gehen. Wie Bosch nun in einem Info-Blatt für Fachhändler bestätigt, rutscht der Antrieb dann durch, als wäre die Kette gerissen. Auf so etwas ist natürlich niemand gefasst. Die Kontrolle über das Elektrofahrrad kann verlorengehen. Und in diesem Fall drohen laut der Stiftung Warentest schlimme Stürze oder Kollisionen.

Bosch empfiehlt den Fachhändlern, erst dann aktiv zu werden, wenn der Fahrradfahrer beim Pedalieren Unterbrechungen spürt und das reklamiert. Ein vorsorglicher Austausch ist bislang nicht vorgesehen. Test.de rät Nutzern von Fahrrädern mit dem Antrieb "Classic+ Line" auf Geräusche zu achten. Knackt der Antrieb, dann sollte das Pedelec umgehend zum Fahrradhändler gebracht werden - erst recht, wenn der Antrieb "ruckelt".

Folgende Räder aus dem E-Bike-Test der Stiftung Wartentest vom Juli 2013 haben einen Antrieb der ersten Generation: Giant Twist Elegance C1 28, Kreidler Vitality Elite VE 3, KTM Macina Eight, Pegasus Premio E8, Sinus B3- 8-G Nexus und Stevens E-Courier SX. Die Pedelecs mit dem Bosch-Antrieb aus dem darauf folgenden Test vom Juli 2014 besitzen schon den Antrieb der zweiten Generation, bei dem laut Anbieter dieser Fehler nicht auftritt.

Wer sich wegen eines plötzlich durchrutschenden Bosch-Antriebs verletzt, kann vom Hersteller des Fahrrads oder von Bosch den Ersatz der Behandlungskosten sowie die Zahlung eines angemessenen Schmerzensgeldes verlangen. Aus Sicht von test.de ist das Durchrutschen des Pedals durch nicht richtig greifende Sperrklinken wegen der Konsistenz der Schmierung ein Konstruktionsfehler. Technische Geräte müssen so konstruiert sein, dass von ihnen im Betrieb unter normalen Umständen keine Gefahren ausgehen. Auf ein Verschulden kommt es nicht an. Hersteller müssen für Verletzungen und Schäden durch Produktfehler auch dann geradestehen, wenn ihnen kein Vorwurf zu machen ist. Einschränkungen: Sachschäden bis 500 Euro bleiben entschädigungsfrei. Schäden am Produkt selbst erfasst die Produkthaftung von vornherein nicht.

Auch der Austausch der Antriebseinheit wird zu einem Ärgernis: Denn der dauert laut Bosch voraussichtlich fünf bis zehn Arbeitstage. Und während der Fahradsaison muss der Besitzer möglicherweise noch länger auf sein Pedelec warten. Die Kosten für den Austausch trägt Bosch. Die Aktion ist zunächst bis Ende 2016 befristet.

Der Artikel "Bosch blamiert sich mit dem Pedelec" wurde am 05.03.2015 in der Kategorie News von Ralf Loweg (vm) mit den Stichwörtern Pedelecs, Verkehrssicherheit, News, veröffentlicht.

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