Präsentation

Victory Magnum: Amerikanischer Custom-Bagger

22. Oktober 2014, 10:28 Uhr
Thilo Kozik (vm)
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Bei amerikanischen Motorrad-Liebhabern ist der sogenannte "Bagger-Stil" schwer in Mode.

Bei amerikanischen Motorrad-Liebhabern ist der sogenannte "Bagger-Stil" schwer in Mode. Er zeichnet sich durch große Vorderräder, ein tiefes Heck und edles Lackierwerk aus. An jeder Straßenecke der USA finden sich zahllose Umbauten in diesem Stil: umgebaute coole Cruiser, tourentauglich durch massive lenkerfeste Verkleidungen und fest montierte Koffer. Die Besitzer buhlen mit allerhand Anbauten um Aufmerksamkeit, von ohrenbetäubenden Soundsystemen bis zu jeder Menge Glitzer. Das ist der Grund, weshalb der dort beheimatete Motorradhersteller Victory mit der Magnum einen opulenten Custom Bagger im 1 731-Kubik-Format ab Werk auflegt.

Im Grunde genommen handelt es sich dabei um eine Cross Country, das beliebteste Modell der Marke. Die wurde mit einem großen 21-Zoll-Gussrad aufgemöbelt - dem größten Vorderrad aller in Serie gefertigter Bagger. Dazu gibt es ein tiefer gelegtes Fahrwerk und vier aufreißerische Dreifarb-Lackierungen. Und wo die Entwickler einmal dabei waren, haben sie der Magnum auch gleich ein 100-Watt-Audiosystem, eine schnörkellose Low-Pro-Sitzbank und weitere kosmetische Feinheiten wie das neue LED-Scheinwerfer-System spendiert. So aufgemotzt schindet eine Victory Magnum selbst in Amerika noch Eindruck.

In geerdeten 65 Zentimetern Höhe nimmt der Fahrer Platz. Hier fühlen sich auch kleiner gewachsene Fahrer sicher aufgehoben, ungeachtet der gut sieben Zentner schweren Fuhre. Die breiten Trittbretter reichen für Schuhgröße 52, und mit dem Griff an den leicht nach hinten geschwungenen Lenker ergibt sich eine sehr entspannte, nicht jedoch entkoppelte Haltung mit angenehmen Kniewinkeln. Selbst lange Lulatsche haben kein Problem, ihre Beine unterzubringen.

Der lässige Blick vom niedrigen Oberdeck des neuen Victory-Flaggschiffs fällt auf eine innen wie außen lackierte Verkleidung, in die das beeindruckende Cockpit eingebettet ist. Aus jeweils drei seitlich platzierten Lautsprechern klingt bei niedrigen Tempi das Wunsch-Radioprogramm, gesteuert von einer Einheit am linken Lenkerende. Noch eindrucksvoller wird der Sound mit den Koffer-Zubehör-Boxen. Doch auch die können nicht verhindern, dass der über die flache Scheibe ziehende Fahrtwind den Hörgenuss ab Highway-Tempo ziemlich marodiert.

Bei dieser Geschwindigkeit kommen die eigentlichen Qualitäten der Magnum zur Geltung, für die der 50-Grad-V2-Motor aus der Cross Country mitverantwortlich ist. Der luft-ölgekühlte Vierventiler schöpft aus 1 731 Kubik respektable 65 kW/88 PS und liefert reichlich Drehmoment im niedertourigen Bereich für einen sanftes und artgerechtes Fahrgefühl. Bis rund 125 km/h schiebt die Magnum erfreulich unterhaltsam an, danach beginnt der Bereich, in dem passionierte Langstreckenfahrer den eingebauten Tempomat für entspanntes Kilometerfressen aktivieren.

Für den typischen Bagger-Look hat Victory das Fahrwerk tiefergelegt, unter anderem durch einemn auf 90 Millimeter reduzierten hinteren Federweg. Üble Asphaltdecken lassen die Magnum zwar erschauern. Doch der Fahrkomfort fällt im Großen und Ganzen sehr ordentlich aus, zumal der stark konturierte Sitz eine willkommene Stütze bietet. Beifahrer dürften nicht so beeindruckt sein - dieses Bike setzt mehr auf Stil als Zweipersonen-Betrieb.

Erstaunlicherweise halten sich negative Auswirkungen des 21-Zoll-Rades und des abgesenkten Hecks im Rahmen. Für einen Vertreter der typischen "long-and-low"-Philosophie geht die Magnum locker ums Eck und zeigt dabei mehr Bodenfreiheit als bei diesen Fahrzeugen üblich. Auch die Stopporgane agieren cruiseruntypisch kräftig. Das ist der serienmäßig ABS-bewährten Doppelscheibe am Vorderrad mit in dieser Klasse ungewöhnlichen Vierkolben-Festsattelzangen zu verdanken. Wirksam assistiert die vom geschickt auf dem Trittbrett platzierten Bremspedal aktivierte hintere Einzelscheibe.

Für längere Touren bei moderatem Tempo, dem Haupteinsatzgebiet eines Baggers, geht der Windschutz hinter dem flachen Schild in Ordnung - letztlich würde ein effektiveres Pendant den typischen Bagger-Auftritt zunichte machen. Die untere Verkleidung verhindert in der Stadt ein wenig die Wärmeableitung, und auch die fest installierten Seitenkoffer sind kompromissbehaftet: gut verarbeitet und toll lackiert; doch selbst für einen Jethelm zu schmal.

Ob die Magnum-Mischung aus solider Motorenperformance mit reichlich Glamour und Glitzer außerhalb der Staaten funktioniert, bleibt abzuwarten. Zumal die Preisvorstellung von rund 21 500 Euro alles andere als ein Pappenstiel ist. Wer aber auf einen auffälligen, lauten und großrädrigen Bagger direkt aus dem Verkaufsraum steht, wird keine Alternative zur Magnum finden.

Thilo Kozik/mid

Technische Daten Victory Magnum:
Straßenmotorrad mit luft-/ölgekühltem Viertakt-Zweizylinder-V-Motor, vier Ventile je Zylinder, ohc, Hubraum: 1 731 ccm, Bohrung x Hub: 101 mm x 108 mm, Leistung: 65 kW/88 PS bei 5 000/min, maximales Drehmoment: 140 Nm bei 2 800/min, elektronische Kraftstoffeinspritzung, geregelter Katalysator, Sechsganggetriebe, Zahnriemenantrieb, Leichtmetall-Brückenrahmen, USD-Telegabel vorn, Leichtmetallguss-Zweiarmschwinge mit luftunterstütztem Zentralfederbein hinten, zwei Scheibenbremsen vorn, eine hinten, ABS, Reifen vorn: 120/70-21, hinten: 180/60-16, Sitzhöhe: 654 mm, Tankinhalt: 22 l, Gewicht vollgetankt: 360 kg, Preis: ab 21 490 Euro

Der Artikel "Victory Magnum: Amerikanischer Custom-Bagger" wurde am 22.10.2014 in der Kategorie Fahrbericht von Thilo Kozik (vm) mit den Stichwörtern Motorrad, Präsentation, Fahrbericht, Test-Bericht, Pressevorstellung, Test, Bericht, Kurztest, Vorstellung veröffentlicht.

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