Reifen

Teure Drucksache

17. September 2014, 10:50 Uhr
Lars Döhmann (vm)
Ein Reifendruck-Kontrollsystem zählt für Neufahrzeuge ab dem 1.

Ein Reifendruck-Kontrollsystem zählt für Neufahrzeuge ab dem 1. November 2014 EU-weit zur Pflichtausstattung. Neu homologierte Fahrzeuge müssen bereits seit November 2012 entsprechend ausgestattet sein. Das soll für mehr Sicherheit sorgen. Sicher ist aber auch: Autofahren wird wieder einmal teurer, denn der saisonale oder verschleißbedingte Reifenwechsel wird damit zu einer Aufgabe von Spezialisten.

Reifen können nur dann optimal funktionieren, wenn sie mit ausreichend Luft gefüllt sind. Viele Autofahrer vernachlässigen es jedoch, den Fülldruck regelmäßig zu prüfen oder an unterschiedliche Beladungszustände anzupassen. Problematisch ist, dass der Reifendruck schleichend nachlassen kann: Die Luft kann durch das Gummi diffundieren, durch ein defektes Ventil entweichen oder sich zwischen Reifenwulst und Felgenhorn davon machen. Bei schlappen Reifen drohen dann Reifenplatzer wegen Überhitzung durch zu starke Walkarbeit. Zudem leidet die Fahrstabilität des Fahrzeugs unter zu wenig Luftdruck und der Spritverbrauch geht in die Höhe.

Um die Sicherheit und den Umweltschutz zu verbessern, ist daher die Einführung der verpflichtenden Ausstattung mit Reifendruck-Kontrollsystemen eine möglicherweise geeignete Maßnahme. Im Übrigen sind auch Gebrauchtwagen damit nachrüstbar. Wer den Sensoren und dem Steuergerät hundertprozentig vertraut, kann also bei Tankstopps auf eine eigenhändige Prüfung des Fülldrucks verzichten. Allerdings entgeht dem Fahrer dabei auch der Blick auf die Reifen und deren aktuellen Zustand wie Profiltiefe oder mögliche Beschädigungen. Und das ist ebenso von entscheidender Bedeutung für die Fahrsicherheit.

Die Mehrausstattung der Neufahrzeuge ist nicht der einzige kostentreibende Faktor durch Vorschriften. Beim fälligen saisonalen Reifenwechsel oder der Montage von neuen Reifen müssen die Systeme neu justiert werden. Der dafür nötige Zeitaufwand schlägt sich als Betrag auf der Rechnung nieder. Wer bisher etwa von Sommer- auf Winterreifen gewechselt hat, konnte das mit Wagenheber, Radkreuz und etwas Muskelkraft selbst durchführen. Bei Autos mit RDKS sieht es in vielen Fällen anders aus.

Kommt ein entsprechendes Fahrzeug in die Werkstatt, müssen die Sensoren zuerst ausgelesen werden, um ihren Zustand zu ermitteln. Dann gilt es, die passenden Sensoren zu identifizieren und zu beschaffen. Erst dann können Sensoren und Winterreifen auf die Felge montiert und das Ganze gewuchtet werden. Nach der Montage ans Auto erfolgt das Anlernen der neuen Sensoren ans Steuergerät mit einem entsprechenden Diagnosetool. Diese Arbeiten sollen im Schnitt 38,5 Minuten in Anspruch nehmen - 2,5-mal mehr als bisher.

Übrigens empfehlen die Sensorenhersteller, stets das sogenannte Service-Kit zu wechseln, also Dichtungen, Mutter, Ventileinsatz und -kappe. Das kostet natürlich weiteres Geld. Nur technisch versierten Hobbyschraubern bleibt als Alternative, sich im freien Markt selbst ein Diagnosegerät zu beschaffen. Diese Geräte sind jedoch häufig Modell-spezifisch. Beim Wechsel auf ein anderes Fahrzeug ist also ein neues Kit fällig. Einfach das RDKS außer Betrieb setzen, ist keine praktikable Lösung. Denn spätestens bei der nächsten Hauptuntersuchung wäre das nicht arbeitende Kontrollsystem ein Mangel, der die neue Plakette verhindert.

Der Artikel "Teure Drucksache" wurde am 17.09.2014 in der Kategorie Reifen von Lars Döhmann (vm) mit den Stichwörtern Reifen, Sicherheit, Technik, Reifen, Autoreifen, Motorradreifen, NFZ-Reifen, Sommerreifen, Winterreifen veröffentlicht.

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