Historie

Zeitreise durch die Geschichte der Mobilität

22. Juli 2014, 12:43 Uhr
Lars Döhmann (vm)
Eine neue Wallfahrtsstätte für Motor-Fans ist in der Bier- und Fachwerkstadt Einbeck entstanden: Der PS-Speicher hat jetzt nach fünfjähriger Planungs- und Bauzeit seine Premiere gefeiert und lädt zu einer Zeitreise durch die Geschichte der Mobilität.

Eine neue Wallfahrtsstätte für Motor-Fans ist in der Bier- und Fachwerkstadt Einbeck entstanden: Der PS-Speicher hat jetzt nach fünfjähriger Planungs- und Bauzeit seine Premiere gefeiert und lädt zu einer Zeitreise durch die Geschichte der Mobilität. In einem denkmalgeschützten, ehemaligen Kornspeicher sind Exponate vom Vorkriegsmotorrad bis zu modernen Fahrzeugen mit alternativen Antrieben auf über 6 500 Quadratmetern zu sehen. Für Fans und Familien bietet ein gleichermaßen tolles Erlebnis.

"Eine neues Motorrad-Mekka ist entstanden", begeisterte sich einer der Premierengäste bei der Eröffnungsfeier. Das ist nur teilweise richtig, denn neben Motorrädern zeigt der PS-Speicher auch etliche Automobile. Aber nicht nur das: Dank des Ausstellungskonzepts werden die rund 300 Fahrzeuge besonders anschaulich im historischen Zusammenhang der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse präsentiert. Dabei ist längst nicht alles der Ausstellung von gestern, denn gezeigt werden auch Gegenwart und Ausblicke auf die Zukunft mit Elektromobilität oder Wasserstoffantrieb.

Einbeck hat also ab sofort mehr zu bieten als schönes Fachwerk und Bockbier: Im PS-Speicher begeistert schon der Eingangsbereich. Ob Schnittmodelle von Vorkriegs- und Nachkriegs-PKW oder Motorräder in unterschiedlichen Erhaltungszuständen vom Scheunenfund bis hin zum neuwertigen Originalzustand - die Lust wird sofort geweckt. Vom Foyer geht es dann per Aufzug unters Dach, wo den Besucher die Anfänge der Motorisierung erwarten.

Den wichtigsten Beitrag zur Ausstellung bilden die Fahrzeuge einer der größten privaten Fahrzeugsammlungen Deutschlands. Die hat der Unternehmer und Sammler Karl-Heinz Rehkopf in eine Stiftung eingebracht: "Angefangen hat es damit, dass ich als Schüler mit Motorhilfe mobil sein wollte. Aus einem Fahrzeug wurden zwei, dann drei, dann vier. Im Laufe von etwa 50 Jahren habe ich dann rund 1 000 Motorräder gesammelt und war froh, dass keiner wusste, was ich alles hatte." 2012 kam dann noch die bekannte Kleinwagen-Sammlung Störy aus dem gleichnamigen niedersächsischen Dorf dazu. Diese interessante Sammlung der Familie Künnecke, der lange die Zerschlagung drohte, ist damit gesichert und wird der Öffentlichkeit künftig wieder zugänglich sein.

Bereits bisher wurden in den von der Kulturstiftung Kornhaus getragenen PS-Speicher über 25 Millionen Euro in Bau und Ausstellung investiert. Dabei sind 40 Arbeitsplätze entstanden, ein ganzer Stadtteil wurde aufgewertet. Und ein geplantes Hotel soll ab 2015 für 25 weitere Jobs sorgen. "Wir erwarten etwa 55 000 bis 60 000 Besucher pro Jahr", erläutert Mathias Schilling, Vorstand in der Kulturstiftung und zuständig für die Projekt-Umsetzung. "Damit spielen wir eine bedeutende Rolle für den Tourismus in der Stadt und der Region."

Exponate aus der Zeit zwischen 1812 und 1914 zeigen, wie der Motor auf die Straße kam. Darunter ist das Daimler-Reitrad und der Motorrad-Meilenstein Hildebrand & Wolfmüller, aber auch ein Benz Victoria von 1895 im fahrbereiten, unrestaurierten Originalzustand. Im Saal zwei, eine Ebene tiefer, geht es um die dynamische Entwicklung der Jahre 1914 bis 1929, als das Motorrad für Jedermann in Gang kam. Die legendäre "Weiße Mars", das britische "Neracar" oder auch die "DKW Lomos" gehören zu den gezeigten Raritäten. Im Saal drei wird die "Demokratisierung" der Fahrzeuge in den Jahren 1930 bis 1945 vorgestellt. Zweiräder mit 98 ccm und technische Errungenschaften wie der Pressstahlrahmen oder Entwicklungen zum ersten Volkswagen, aber auch eine dramatische Szenerie nach einem Bombenangriff dokumentieren das Geschehen.

In Saal vier wird den Jahren 1945 bis 1955 sowie dem Wiederaufbau und der entsprechenden Motorisierung Rechnung getragen. Mobile von Kleinschnittger, der BMW Isetta, oder das Fuldamobil bis hin zur italienischen Legende Vespa, stehen im Blickpunkt. Saal fünf vergleicht die Motorisierung in Ost und West während der Jahre 1950 bis 1961, wobei die Ausstellungsmacher unter der Führung von Matthias Kaluzza hier das Thema Export inszenierten: Die Motorräder sind in Transportkisten ausgestellt. Dabei auch die skurrile Zündapp für den US-Markt, die technisch eine dort unbekannte Horex ist.

Das Geschehen der Freizeitgesellschaft in den Jahren 1961 bis 1970 setzt den Ost-West-Vergleich in Saal sechs fort. Und in Saal sieben wird der Besucher in die Neuzeit geführt: Aus der Zeit von 1970 bis 2010 steht die Honda CB 750 als Synonym für die Trendwende im Motorrad-Markt, aber auch deutsche Ikonen wie die Münch Mammut oder die Van Veen mit Wankelmotor sind beachtenswerte Pretiosen. Saal acht schließlich wagt den Blick in die anbrechende Zukunft, mit aerodynamisch ausgefeilten Konzepten, Elektro-Motorrädern und vernetzter Mobilität.

Vollends zur familientauglichen Ausstellung wird der PS-Speicher durch ergänzende Angebote wie den Fahrsimulator und den Shop, doch ausgereizt ist das Thema damit noch längst nicht. Möglich ist die Reaktivierung einer alten Bahnlinie mit einer Station am PS-Speicher, der Siloturm wird stimmungsvolle Trauungen ermöglichen und auf dem Dach kann eine Kinderverkehrs-Erziehungsanlage installiert werden. Der PS-Speicher ist geöffnet von Mittwoch bis Sonntag zwischen 10 Uhr und 18 Uhr, montags ist Ruhetag. Dienstag ist Veranstaltungstag für angemeldete Gruppen, etwa Schulklassen. Der Eintritt kostet 12,50 Euro, ermäßigt 7,50 Euro. Die Familienkarte kommt auf 30 Euro, Gruppenpreise ab 20 Personen belaufen sich auf 10,50 Euro pro Person.

Lars Döhmann

Der Artikel "Zeitreise durch die Geschichte der Mobilität" wurde am 22.07.2014 in der Kategorie News von Lars Döhmann (vm) mit den Stichwörtern Motorrad, Historie, Familie, Pkw, News, veröffentlicht.

Weitere Meldungen

18. April 2024

Citroen C3 Aircross: Erste Bilder

Die dritte Generation des C3 Aircross steht in den Startlöchern. Jetzt zeigt Citroen erste Bilder. Wie der neue C3 ...