Präsentation

BMW 2er Active Tourer: Der Familien-Freizeit-BMW

Test

18. Juli 2014, 00:01 Uhr

Frank Wald (vm)

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BMW bricht mit den Tabus.

BMW bricht mit den Tabus. Erstmals in seiner Geschichte rollt der bayerische Autobauer einen multifunktionalen Personentransporter auf kompakten Grundmaßen zu Preisen ab 27 200 Euro zum Händler. Bei anderen Herstellern heißt so etwas Kompakt-Van. Bei BMW hört und liest man dieses Wort nirgendwo, sondern spricht stets vom "2er Active Tourer". Damit nicht genug, bringt dieser 4,34 Meter kurze, aber 1,56 Meter hohe BMW seine Kraft auch nicht mehr von hinten, sondern über die Vorderräder auf die Straße.

Für beides gibt es natürlich gute Gründe. BMW geht davon aus, dass künftig auch in den unteren Klassen der Bedarf an so genanten Premium-Fahrzeugen stark ansteigen wird. Und hier sehen die Münchener zurzeit nur die Mercedes B-Klasse und den VW Golf Sportsvan als Konkurrenten. Dabei "gibt es Kunden, die zwar gerne BMW fahren würden, für die wir aber noch kein passendes Angebot haben", so BMW Entwicklungschef Herbert Diess. Um auf kompakten Abmessungen geräumige und vielseitige Platzverhältnisse zu ermöglichen, brauchte es also zwingend eine neue Karosserie- und Antriebsarchitektur. Frontantrieb und quer eingebaute Motoren machen Platz für flexible Innenraumkonzepte, höhere Sitzpositionen und ein großes Kofferraumvolumen. Und selten sah das alles kompakter und dynamischer aus wie im 2er Active Tourer.

Auf den ersten Blick als BMW mit Nieren-Grill und Doppelrundscheinwerfer zu erkennen, steigt das Dach auf lichte 1,56 Meter an, um anschließend coupéförmig und mit dem typischen Hofmeister-Knick im hinteren Seitenfenster abzuschließen. Ins Auge fallen dabei die Linien und Wölbungen auf Motorhaube und Flanken, die der keilförmig ansteigenden Karosse dynamische Konturen verleihen. Dazu passen die kurzen Überhänge sowie der lange Radstand von 2,67 Meter.

Die Heckansicht mit den L-förmigen Rückleuchten erinnert an den X3. Hinter der weit nach oben schwingenden Heckklappe lassen sich 468 Liter bis 1 510 Liter verstauen. Gegen Aufpreis (750 Euro) öffnet und schließt sie sich auch auf Knopfdruck oder per Fußkick unterm Heckstoßfänger. Serienmäßig lassen sich die Rückenlehnen im Verhältnis 40:20:40 umlegen. Weitere 300 Euro sollte man jedoch investieren, um sie dreifach in der Neigung zu verstellen, vom Kofferraum auf Knopfdruck einfach nach vorne klappen zu lassen sowie die Sitzfläche mit 60:40-Teilung bis zu 13 Zentimeter nach vorne zu schieben. Auch die Beifahrersitzlehne lässt sich auf Wunsch (190 Euro) für eine bis zu 2,40 Meter lange Durchladung nach vorne klappen.

Innen ist der 2er Active Tourer ganz BMW. Cockpit, Instrumente und Bedienelemente sind leicht zum Fahrer ausgerichtet, Armaturen, Flächen und Schalterfunktionen wirken hochwertig, betonen je nach Ausführung mit Leder-, Chrom- und Galvanikelementen den Premium-Charakter. Auch hier hat BMW neben der Serienversion wieder diverse Ausstattungspakete wie Advantage, Sport- und Luxury Line sowie ab November das Modell M Sport im Programm. Doch schon die Basis ist mit Features wie dem iDrive-Bediensystem mit Controller auf der Mittelkonsole und 6,5-Zoll-Display, Sport-Lederlenkrad, Radio "Professional" mit Freisprecheinrichtung und Bluetooth-Schnittstelle ganz anständig bestückt. Für mehr Sicherheit gibt es unter anderem einen Auffahrwarner mit City-Anbremsfunktion, Regen- und Fahrlichtsensor sowie der Intelligente Notruf mit bordeigener SIM-Karte.

Etwas ungewohnt ist die leicht erhöhte Sitzposition, ebenso wie das Dreiecksfenster in der A-Säule. Beides jedoch gewährt ein gute Über- und Rundumsicht. Auch auf den hinteren Plätzen fühlt man sich auf Anhieb wohl, das hohe Dach und der lange Radstand schaffen ordentlich Kopf- und Beinfreiheit. Es gibt reichlich Ablage- und Staufächer und Cupholder. Selbst eine 1,5 Liter-Flasche findet jetzt in den Türen ihren Platz.

Trotz des, zumindest für BMW, "revolutionären Ansatzes" (Projektleiter Siegfried Müller) werden die Münchener nicht müde zu betonen, dass es sich beim 2er Active Tourer um einen echten BMW handelt. Gerade beim ersten BMW mit Frontantrieb durften also die Fahrwerksingenieure nichts vermasseln. Haben sie auch nicht. Ein komplett neu entwickeltes Lenksystem mit elektromechnischer Servolenkung steuert zielgenau und gibt eine gute, direkte Rückmeldung. Aufwändige Dämpfer, ein tiefer Schwerpunkt sowie eine ebenfalls neu konstruierte Mehrlenkerachse hinten halten die perfekte Balance zwischen Spurstabilität und Fahrkomfort. Noch agiler und präziser wird der 2er Active Tourer mit adaptiven Dämpfern (500 Euro) oder der variablen Sportlenkung (350 Euro), die den Lenkwinkel verkürzt.

Zu einem echten BMW gehören natürlich auch richtige Motoren. Für den Anfang setzt BMW dabei auf zwei Benziner und einen Diesel. Als weitere Premiere fährt der 218i Active Tourer als erster Volumen-BMW - nach dem Hybrid-Sportwagen i8 - mit dem komplett neuen Dreizylinder-Benziner. Das Leichtmetall-Triebwerk mit 1,5 Liter Hubraum und 136 PS soll sich mit Normverbräuchen um die fünf Liter Super zufrieden geben. BMW aber hatte für die ersten Testfahrten nur die beiden übrigen Motoren bereit gestellt.

Das Top-Modell 225i Active Tourer mit 170 kW/231 PS starkem Reihenvierzylinder überzeugt mit Drehfreude und Durchzug. Schon ab 1 250/min entwickelt der neue Zweiliter-Benziner sein maximales Drehmoment von 350 Newtonmeter, das er bis 4 500 Touren konstant hält. Auf der Straße heißt das spontaner Antritt und souveräner Vortrieb, serienmäßig und superkomfortabel übersetzt durch eine schnell und sanft schaltende 8-Gang-Automatik. Nur der Normverbrauch von 5,8 Liter bis 6,0 Liter ist das, was er ist: ein Idealwert, der jedoch laut BMW im Vergleich mit anderen in dieser Leistungsklasse zu den Besten zählen soll.

Eine realistischere Alternative ist da der 218d Active Tourer, in dem ein ebenfalls neuer 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel einen ausgezeichneten Dienst tut. Zwar hat der 150 PS-Selbstzünder mit 330 Nm etwas weniger Drehmoment, das auch etwas später (1 750/min) anliegt, doch in puncto Ansprechverhalten und Durchzug weiß auch er zu überzeugen. Und mit Normverbräuchen knapp über vier Liter gehört auch der Diesel zu den Saubermännern im Wettbewerb. Im November sollen der mittlere Benziner 220i mit 192 PS sowie der Top-Diesel 220d mit 190 PS folgen.

Zu den Preisen: Der Familien-und-Freizeit-BMW startet ab 27 200 Euro und die Preisliste endet bei 42 900 Euro, wahlweise für Benziner- oder Diesel-Topmodell mit Allradantrieb in der M Sport-Ausstattung. Doch wie immer füllt die Aufpreis-Liste mit Paketen und Sonderausstattungen einen Katalog, aus dem der Konfigurator am Ende augenrollende Zahlen ausspuckt.

Frank Wald/mid

Technische Daten: BMW 218d Active Tourer
Fünftüriger, fünfsitziger Kompaktvan, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Metern: 4,34/1,80/1,56/2,67, Leergewicht 1 375 kg, zul. Gesamtgewicht 1 920 kg, , Kofferraumvolumen: 468 l - 1510 l, Wendekreis: 11,3 m, Tankinhalt: 51 l, Preis: ab 31 050 Euro.

Motor: Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum: 1 995 ccm, Leistung: 110 kW/150 PS bei 4 000/min, max. Drehmoment: 330 Nm bei 1 750/min - 2 750/min, Höchstgeschwindigkeit: 208 km/h, 0 bis 100 km/h: 8,9 Sekunden, Normverbrauch: 4,3 l - 4,1 l/100 km, CO2-Ausstoß: 114 - 109 g/km, Sechsgang-Schalter, Frontantrieb.

Der Artikel "BMW 2er Active Tourer: Der Familien-Freizeit-BMW" wurde am 18.07.2014 in der Kategorie Fahrbericht von Frank Wald (vm) mit den Stichwörtern Präsentation, Fahrbericht, Van, Test-Bericht, Pressevorstellung, Test, Bericht, Kurztest, Vorstellung veröffentlicht.